for alto, ensemble and live electronics (2017), 12 min.
Wenn Roboter uns Freizeit schenken. Ein Problem mit Zukunft
Die Digitalisierung der Arbeit, der Einsatz von Robotern erfordert grundlegende Fragestellungen zur Rolle der Menschen in diesem Prozess. Maschinen und Roboter, die immer selbständiger handeln und entscheiden sollen, ziehen in die Lebenswelt ein. Bislang nur in Fabriken, die bereits weitgehend automatisiert sind um an Stelle Pausen fordernder, fehleranfälliger und gewerkschaftlich organisierter Menschen effizienter Gewinnmaximierung einfahren zu können, wird ab sofort von Robotern schon mehr verlangt. Denn über die Arbeitswelt hinaus sollen sie nun lernen eigenständig zu handeln. Lernen auch aus eigenen Fehlern, was so manche Menschen nicht immer schaffen. Und gleich noch dazu Moral, Ethik und Kultur. Diese können sich in dem zeigen, was sie sagen, und in dem, was sie tun und lassen. Werte, die vielen Menschen abhanden kommen.
Welcher Programmier-Gott wird sie schaffen? Am wievielten Tag? Werden nun die Humanoiden die humaneren Maschinen? Würden sie den Planeten und die Tiere besser schützen um ihr moralisches Empfinden zu schützen? Oder werden sie ethische Probleme aufwerfen, etwa indem sie zu neuen Abhängigkeiten statt Freiheiten führten und die Menschen zu überwachten Objekten technischer Systeme oder machtvoller Monopole machten. Eine Folge könnte der Verlust der Privatheit und Selbstbestimmung sein. Die Menschen haben Angst, dass Computer zu schlau werden und unsere Welt übernehmen könnten. Das eigentliche Problem ist aber doch, dass sie dumm sind und die Welt bereits übernommen haben. In Zukunft werden wir uns Dinge vornehmen müssen, bei denen sich der Mensch leichttut – die Maschine aber nicht.
Musikalisch in Konkurrenz steht hier die Elektronik mit dem Ensemble. Am Beginn noch verhalten gewinnen die Maschinen mehr und mehr an Dominanz. Beide Welten versuchen voneinander zu lernen. Denn sie können davon profitieren. Ist das Hochschrauben des Rhythmus noch Taktgeber im Streben nach maximaler Produktivität stellt sich mehr und mehr die Frage nach Vollkommenheit. Unsicherheit und Zukunftsangst durchziehen fragmentartig das Menschen-Ensemble. Werden die Roboter auch sie ersetzen? Denn mittlerweile üben die sich schon in Harmonie und Nachahmung. Vielleicht bringt das Abschalten die Erlösung? –Beide üben den Neustart. Jeder auf seine Art.
Ying Wang, April 2017, Schreyahn

Commissioned by SWR Experimental Studio
First performance: 01.05.2017 Funkhaus Köln 2017/ Acht Brücken Festival
Alt: Noa Frenkel Conductor: Delef Hausinger
Technical assistant: Thomas Hummel
Ensemble Experimental