for double bell trumpet and video (2018), 19:00 min.

Video Part 1
Video Part 2
Score

Noctilucent: Der Wechsel in die Nacht imaginiert als der Wechsel in eine andere Welt. Eine Welt von scheinbar starren Strukturen, von Schatten, von leeren Plätzen und Stille. Jeder noch so kleine Funke Licht wird darin zum stark betonten Akzent im Dunkel. Man stelle sich weiter vor, es gäbe keine Menschen mehr in dieser Welt. In den Städten hat der Mensch die Nacht eliminiert und in ein Dauerdämmern überführt. Wie würde eine menschenlose Nacht sich weiterentwickeln – biologisch, visuell und klanglich? Die Städte würden nur kurz verstummen; neue Geräusche würden die Stadt bevölkern. Sie würden anders sein, fremdartig zuerst. Was in der Menschennacht immer nur kurz vorbeihuschte, hat nun Zeit zum Flanieren. Was zuvor leise im Hintergrund unhörbar schattenhaft nur erklang, nimmt sich nun den Raum sich klanglich zu entfalten. Was aber bleibt von den alten Klängen übrig? Welche existieren auch ohne Menschen? Welche Variationen und Entwicklungen vollzieht die menschenlose Nacht mit dem Erbe der Menschen? Also dem Lärm der Maschinen und Signale – aber auch dem der Musik und Sprache. Dem dystopischen Moment dieser Gedanken haftet auch etwas Utopisches und Aufregendes an. Zwischen diesen beiden Polen vollzieht Noctilucent zahlreiche gedankliche und musikalische Rückkopplungen.

Ying Wang, Andreas Karl

dedicated to Marco Blaauw.

in two parts (Noctilucent part 1, noctilucent part 2)
intended as part of the media opera project  “Plus- (minus)” (2018)

premiere: Marco Blaauw